"Diese wunderschöne Stadt ist nicht zu groß und nicht zu klein!"

Name: Lutz Heßlich

Geburtsjahr, -ort: 1959 | Schraden bei Lauchhammer

Berufliches Zuhause: Fahrradcenter Heßlich a.D.

Hobbies: meine Familie und Radfahren

Status: Zugezogener

Einen zweifachen Olympiasieger und vielfachen Weltmeister trifft man nicht jeden Tag. In Cottbus gleich gar nicht. Wir sind verabredet mit Lutz Heßlich, seit 50 Jahren überzeugter Cottbuser, Radsportler und Unterstützer des Frühlingsradelns am 27. April. Die Einladung lautet in sein Fahrradcenter in der Wilhelm-Külz Straße 12-14, auf einen Kaffee im hauseigenen Fahrradcafé „Nani‘s“. Der freundliche Empfang lässt die Ehrfurcht etwas weichen, Lutz Heßlichs offene Art überzeugt, wie auch die beeindruckende Ausstattung des Ladens, durch und durch professionell. Schnell wird es persönlich und wir erfahren von einer weiteren Leidenschaft neben Zweirädern, dem Rezept seiner sportlichen Erscheinung und nicht zuletzt seinen Lieblingsort in Cottbus – lesen lohnt sich!

Warum Cottbus, was führte Sie hierher?

Als ich in der achten Klasse war, gab es in Cottbus eine zentrale Sichtung im Leistungszentrum. Hier wurden die talentiertesten Kinder zur Sportschule delegiert. In meinem Jahrgang waren wir 15 Radsport-Schüler. Seitdem bin ich Cottbuser, bleibe Cottbuser und werde als Cottbuser sterben.

Haben Sie niemals übers Wegziehen nachgedacht?

Die Vorzüge von Cottbus für mich als Radfahrer sind einfach zu groß – in drei Minuten bin ich mit dem Rad aus der Stadt raus. Mir hätte man Wohnung, Arbeit und alles in Berlin schenken können, ich würde nicht dorthin ziehen. Ich kenne viele, die dort leben und eine Stunde brauchen, um aus der Stadt zu kommen. Teilweise fahren sie erst mit dem Auto raus, um dann Radfahren zu können. Unvorstellbar für mich!

Was bietet Cottbus Ihnen außerdem an Vorzügen?

Die Nähe zu meiner Familie! Ich bin absoluter Familienmensch. Meine beiden Kinder und sechs Enkelkinder leben hier und spannen mich als Opa voll ein. Wir wohnen alle zusammen, das ist nicht immer einfach, aber wunderschön. Zudem kennt hier jeder jeden, man hilft sich und unterstützt einander.

Wann endete Ihre aktive Sportlerlaufbahn und was kam danach?

Nach meinem Olympiasieg 1988 hatte ich körperliche Probleme, liebäugelte dennoch mit Olympia 1992. Mit der Wende traf ich dann die Entscheidung die Karriere zu beenden, trotz internationaler Angebote hier zu bleiben und 1990 den Fahrradladen zu eröffnen.

Im Rückblick: Was waren die Hochs und Tiefs im Leben von Lutz Heßlich?

Ganz klar: der Boykott von Olympia 1984 war mein absolutes Tief. Ich war damals in der Form meines Lebens und durfte nicht an den Start gehen. Ich sage immer, meine Goldmedaille hat jemand anderes bekommen. Das schmerzt bis heute. Sonst gibt es nur Hochs, ich habe eine super nette Frau, schon seit 45 Jahren und bin sehr stolz auf meine Familie. Es gibt natürlich auch manchmal Zoff, das gehört aber einfach dazu.

Also ist das Fahrradcenter ein richtiger Familienbetrieb?

Ich bin ja Rentner seit Dezember letzten Jahres und habe das Geschäft in die Hände meiner Kinder Nadja und Nico gelegt. Hin und wieder unterstütze ich etwas, wenn meine großen Erfahrungswerte als langjähriger Profi nötig sind. Ansonsten genieße ich meine freie Zeit.

Zum Beispiel beim Frühlingsradeln?

Mindestens dreimal in der Woche sitze ich auf dem Rad, mittlerweile fahre ich langsam und genüsslich. Mein Ziel ist es fit zu bleiben und Spaß zu haben. Auch meine Urlaube plane ich als Etappenfahrt mit Start und Ziel. Dazwischen liegen jede Menge schöne Strecken, gemeinsam mit meiner Frau. Hier fahre ich am liebsten durch den Spreewald – toll sind gerade die vielen Störche überall. Beim Frühlingsradeln geht es mir besonders darum, meine Leidenschaft fürs Radeln zu vermitteln und andere davon zu begeistern. Das Frühlingsradeln machen wir jetzt schon 30 Jahre. In diesem Jahr erwarten wir rund 1.000 Teilnehmende, im Alter von 6 bis 90 Jahren.

Verraten Sie uns zum Abschluss Ihren Lieblingsort in Cottbus – was sollte ein Gast oder Neucottbuser nicht verpassen?

Der Cottbuser Ostsee! Die Entwicklung finde ich spannend und einmalig. Demnächst kann man beim Roden der Bäume zusehen.

Wir bedanken uns für das Gespräch. Das Interview führte Solveig Schaal.

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Du wolltest schon immer gemeinsam mit einem Olympiasieger Radeln? Starte beim Frühlingsradeln und triff' Lutz Heßlich - unterhaltsame Anekdoten und viel Heimatliebe garantiert!