Mehr Beachtung für den Sport, die Sportler:innen und die Stadt

Detlef Uibel ist seit mehr als drei Jahrzehnten nicht wegzudenken aus der Radsportszene. Als Bundestrainer holte er drei Olympiasiege, 30 Weltmeistertitel, 83 WM- und 120 EM-Medaillen und wird zuweilen als „Goldschmied“ bezeichnet. Wir treffen den früheren Leistungssportler zum Gespräch im Startblock B2. Die diesjährige Deutsche Meisterschaft im Bahnradsport vom 14. bis 18. Juni in Cottbus unterstützt Detlef Uibel als sportlicher Leiter und wirkt statt im Oval mit den Sportlern, im Hintergrund am guten Gelingen mit. Die DM gilt dabei als gute Vorbereitung für die EM der Junioren in 2024, für die der RSC Cottbus erst kürzlich den Zuschlag erhielt. Seit Januar 2022 ist Detlef Uibel als Bundesstützpunktleiter in Brandenburg und dabei nicht nur für die beiden Standorte Cottbus, Frankfurt (Oder) zuständig, sondern auch für die Landesstützpunkte (z.B. Lübben, Strausberg oder Blankenfelde). Außerdem ist er für insgesamt 20 Trainer sportfachlich verantwortlich. Uibel hatte von 1991 bis Ende 2021 die Sprinterinnen und Sprinter im Bund Deutscher Radfahrer betreut, seit 1996 als Cheftrainer.

Name: Detlef Uibel

Geburtsjahr/-ort: 1959 in Guben

Berufliches Zuhause: Bundesstützpunktleiter Radsport Brandenburg

Hobbies: Radsport

Status: Zugezogener

 

Einmal Radsport, immer Radsport – gilt diese Prämisse auch in Ihrem Leben, Herr Uibel?

Als Neunjähriger begann ich meine aktive Karriere als Radsportler, mein Vater und die drei Brüder mischten ebenfalls mit. 1972 kam ich für den Radsport nach Cottbus und fuhr 1975 und 1985 zwei DDR-Meistertitel ein. Mit meiner Trainerausbildung in der Tasche baute ich ab 1986 in Cottbus eine Frauen-Trainingsgruppe auf. Bei unzähligen Veranstaltungen war ich schon als Organisator, Sprecher oder sportlicher Leiter beteiligt. Man kann sagen, ich bin mit Leib und Seele Radfahrer und konnte meine Leidenschaft zum Beruf machen.

Nach über 30 Jahren als Bundestrainer – wie schwer fiel es Ihnen, sich zu verändern?

Es war einfach an der Zeit, ich wollte selbst aufhören. Die Herausforderungen wurden nicht kleiner - die Distanz zwischen Trainern und Sportlern dafür immer größer. Als Trainer habe ich mich als Diktator verstanden. Um erfolgreich zu sein, geht es manchmal nur ohne Kompromisse, aber dennoch immer mit Respekt und Vertrauen. Heute ist es mehr ein Miteinander mit den Sportlern, man geht aufeinander zu. Kameradschaftlich werden Aufgaben besprochen und angegangen. Ich genieße meine neue Rolle.

Und welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer heutigen Funktion im „Background“?

Den Austausch mit den Sportlern halte ich für unglaublich wichtig, auch die Hintergründe müssen für Sportler transparenter gemacht werden. Dadurch erhoffe ich mir mehr Wertschätzung. Was alles hinter Leistungssport steckt, wissen die wenigsten. Hier kann ich mit meinem Erfahrungsschatz aus über 30 Jahren viel einbringen. Es geht vorrangig um Koordination und Organisation. Strukturen müssen in Richtung Leistungssport gelenkt und Maßstäbe gehalten werden. Ich stehe zwar kurz vor der Rente, aber die Basisarbeit ist und bleibt mir sehr wichtig.

Stichwort Track Team Brandenburg – ein Leuchtturm der Bahnradszene mit Wurzeln in Cottbus?!

Das Track Team Brandenburg besteht aus den besten Bahnsprintern aus Brandenburg, u.a. den drei schnellsten Damen Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch und Emma Hinze, welche in den letzten Jahren nach Cottbus gewechselt sind. Sie werden die Olympiamannschaft stellen, mit dem erklärten Ziel einer bestmöglichen Medaille 2024 in Paris. Das Track Team unterstütze ich auch für reibungslose Abläufe und verbesserte Strukturen. Man darf nicht vergessen, dass Cottbus als Radsportschmiede aus der internationalen Szene kaum wegzudenken ist. Kein Radsportclub auf der Welt hat eine solche Erfolgsdichte. Die Erfolge des Landesverbandes suchen ebenfalls seinesgleichen. Wir wünschen uns noch viel mehr Beachtung in der Öffentlichkeit, ob für den Sport, die Sportler:innen oder die Stadt!

Zum Thema Besonderheiten fällt auch die Cottbuser Radrennbahn als sogenannte Sommerbahn auf. Was sind denn die Merkmale der Konstruktion?

Unsere Bahn ist eine sogenannte Freilaufbahn. Als Konstruktion ist sie einmalig auf der Welt und unser ganzer Stolz. 1987 fertiggestellt, wurden damals Sportler und Trainer mit einbezogen, was nicht selbstverständlich war. Dadurch entstand beispielsweise das unterhalb der Fahrfläche liegende Fahrerlager. Mit einer Länge von 333,33 m entspricht sie zwar nicht mehr dem heutigen internationalen Standard der Hallenbahnen mit 250 m. Sie hat aber hervorragende Trainingseigenschaften, da auf Zementbahnen immer etwas mehr Kraft investiert werden muss. Aufgrund des offenen Daches sind leider nur im Sommer internationale Veranstaltungen möglich, dann ist die Resonanz aber umso größer. Viele hochrangige Fahrer:innen haben hier ihr Handwerkszeug gelernt.

Abseits der Radrennbahn und vielleicht auch nicht auf zwei Rädern – wo in der Boomtown sind Sie besonders gern unterwegs?

Ohne Zweifel ist das der Branitzer Park als grüne Oase in Cottbus. Den Altmarkt besuche ich auch gern. Leider komme ich heute seltener dazu, dort einen Kaffee zu trinken. Früher ging das besser, ich habe eine Zeitlang am Altmarkt gewohnt. Ansonsten entspanne ich gerne an den umliegenden Seen, z.B. am Gräbendorfer.

Wir bedanken uns für das Gespräch.Das Interview führte Solveig Schaal.

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Hier geht es zur Webseite der Bahn DM: https://www.bahndm2023.de

Alles über das Track Team Brandenburg erfährst du hier: https://www.track-team-brandenburg.de/

Wenn du Fragen an die drei schnellsten Bahnradsportlerinnen Emma, Pauline und Lea Sophie stellen möchtest – wir sammeln sie in den Kommentaren auf Facebook, Linkedin und Instagram und geben sie weiter. Die Antworten folgen dann am Freitag!

Eine Stadt macht sich auf den Weg: Cottbus ist Mittelpunkt und Motor der Lausitz, Europas Modellregion für den dynamischen Wandel von der fossilen Ära hin zu Wissen, Technologie und neuer Energie.

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