Hierbleiben für ein Medizin-Studium nach der Sportlaufbahn
Name: Caio Lauxtermann
Geburtsjahr, -ort: 2003 | Kalifornien (Camarillo)
Berufliches Zuhause: Student & Trampolinweltmeister
Hobbies: Foto- und Videografie, Social Media
Status: Zugezogener
Caio Lauxtermann, noch 20 Jahre jung, strahlt mit den ersten Frühlingsboten um die Wette. Unglaublich locker und entspannt erscheint der Leistungssportler mit Wahlheimat Cottbus zum vereinbarten Interviewtermin. Im Gespräch wird schnell klar, wodurch das sonnige und offene Auftreten des Sympathieträgers geprägt wurde – als gebürtiger Kalifornier hat er eine gehörige Portion American Way of Life im Blut. Neben dem spannenden Umstand, dass sein deutscher Vater seine US-amerikanische Mutter in der Schweiz kennenlernte, blickt der Hoffnungsträger im deutschen Trampolinturnen sowohl auf seine sportlichen Anfängen im heimischen Garten als auch auf seine Erfahrungen als Neu-Cottbuser zurück. Wir sprachen außerdem über seine Olympia-Ambitionen sowie Freizeit-Entdeckungen in der Boomtown.
Erinnerst du dich noch an deinen ersten Besuch in Cottbus? Was ist dir besonders aufgefallen?
Im Januar 2018 kam ich erstmals zur Sichtung nach Cottbus um mir die Möglichkeiten hier anzusehen. Mein erster Eindruck damals: Hilfe, kein W-Lan! Schon auf der mehrstündigen Zugfahrt hatte ich kein Netz. Das fand ich natürlich nicht so toll. Von den Trainingsbedingungen, der Halle und der Nähe der verschiedenen Einrichtungen war ich allerdings begeistert. Das Konzept hat mich überzeugt, da ich wusste, ich könnte problemlos zwei Mal am Tag trainieren.
Wie kam es denn überhaupt, dass du Trampolinturner geworden bist, und warum bist du nach Deutschland gekommen?
Ersteres war wohl eher Zufall: Wir hatten zu Hause so ein Gartentrampolin. Mein Vater hat mir dort Saltos beigebracht. Wir hatten immer Wetten am Laufen, mit Eis zur Belohnung oder sowas ähnlichem. Im Alter von neun Jahren bin ich zu einem Verein gekommen und betreibe den Sport bald im zwölften Jahr. Zwischendurch hätte ich beinahe hingeworfen. Bei meinem ersten Doppelsalto bin ich auf dem Kopf gelandet und hatte eigentlich gesagt, das würde ich nie wieder machen!
Nach Deutschland zu kommen, war ehrlicherweise nicht meine freiwillige Entscheidung, sondern die meiner Eltern. Ich war 14 Jahre alt und musste mitziehen. Meine Familie wollte uns zwar weißmachen, wir würden nur ein Jahr bleiben, aber ich wusste schon, das kann nicht stimmen. Meine Mutter ist Amerikanerin, mein Vater Deutscher. Beide wollten uns Kindern (ich habe drei Geschwister) eine sehr gute Bildung ermöglichen. In Amerika wurden wir die ganze Zeit im Homeschooling unterrichtet – ich war nur zum Schluss noch ein halbes Jahr in der Highschool. Es haben auch politische Gründe eine Rolle gespielt. Außerdem ist das Leben in Kalifornien sehr teuer.
Wie war denn das Ankommen für dich, in Cottbus, Deutschland, Europa?
Es hat recht lange gedauert, mich in Deutschland zurechtzufinden, ca. 2 Jahre. Nicht nur das Wetter und die Mentalität der Menschen sind ja sehr verschieden im Vergleich zu Kalifornien. Als Familie sind wir nach Osnabrück gezogen, dort lebt unsere Verwandtschaft väterlicherseits. Nach Cottbus bin ich aufgrund des Sportes dann allein gekommen. Dank Internat und Sport habe ich aber gut Anschluss gefunden.
Gab es auch andere Optionen für dich als Cottbus?
Salzgitter und Bielefeld konnten mit den Möglichkeiten in Cottbus nicht mithalten. Hier hat mich einfach das Gesamtkonzept überzeugt. Sport geht in Cottbus vor allem, darauf wird sehr geachtet. Ich wurde auch schulisch gut gefördert, weil ich wusste, dass ich Abitur machen wollte. Im Einzelunterricht konnte ich aufholen zu den deutschen Sportlern. Mein Vater hat zwar zu Hause immer mit uns Deutsch gesprochen, geantwortet habe ich aber auf Englisch und hatte daher einige Schwierigkeiten mit der deutschen Grammatik.
Welche Vorteile siehst du für deine Karriere in Cottbus?
Eine institutionelle Sportförderung wie hier in Deutschland – vor allem im Trampolinturnen – gibt es in Amerika nicht. Als Sportsoldat bei der Bundeswehr bin ich hinsichtlich Finanzierung und Förderung bestens abgesichert und kann mich voll auf den Sport konzentrieren.
Wäre Hierzubleiben langfristig denkbar für dich?
Eine Variante wäre, nach der Sportlaufbahn in Cottbus Medizin zu studieren. Wenn wie geplant die Uniklinik kommt, würde das ja sehr gut passen. Trampolinturnen kann man nur bis etwa Ende 20. Allerdings hat es bisher mit meinem Praktikumswunsch weder im CTK noch im Sana Herzzentrum oder der Forster Klinik geklappt, daher habe ich mich nun erstmal für ein Fernstudium der Ernährungswissenschaften entschieden.
Perspektivisch kann ich mir auch vorstellen, nach Amerika zurück zu kehren, weil ich hier keine Wurzeln habe, auch nicht in Osnabrück. Es käme aber auch die Schweiz oder ein anderes Fleckchen in Europa in Frage, das ich mir selbst aussuche.
Was bedeutet es für dich, 2023 Weltmeister geworden zu sein und was sind die nächsten großen sportlichen Ziele?
Toll ist, ich komme viel rum durch den Sport: Tokio, Florida, Portugal, Bulgarien, England, Russland oder Baku – um nur einige Ziele zu nennen. Das Highlight war dann natürlich der Weltmeistertitel 2023 im Synchron mit meinem Partner Fabian Vogel. Beim anstehenden Trampolin-Weltcup vom 22.-24. März in der Lausitz-Arena in Cottbus wird ein großes Teilnehmerfeld erwartet. In diesem Jahr dreht sich alles um die Olympia-Qualifikation. Ich habe zwar Chancen, will aber vor allem Erfahrungen bei den „Erwachsenen“ und im internationalen Starterfeld sammeln. Mein Fernziel ist hauptsächlich L.A. 2028 – witzig auch, weil dort meine Karriere ihren Anfang genommen hat.
Wie immer fragen wir am Ende nach dem Lieblingsort: Was sollten neue Cottbuser*innen sich unbedingt ansehen?
Ich bin gern am Spreeufer unterwegs oder auch vom Spreewehr zum Branitzer Park. Mit meinen Freunden „cheate“ ich gern mal im Redo XXL oder in der Strandbar.
Wir bedanken uns für das Gespräch. Das Interview führte Solveig Schaal.
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Erlebe Caios Sprungtalent live beim Weltcup im Trampolinturnen. Vom 22. bis zum 24. März 2024 wird Cottbus mit der Lausitz-Arena der Austragungsort für das sportliche Großevent sein. Besondere Spannung verspricht der Wettbewerb in der Lausitz aufgrund möglicher Olympia-Qualifikationen. Wir drücken Caio und allen teilnehmenden Sportler*innen fest die Daumen!
Don’t forget to Hüpf!