Ein schöner Ort zum Besinnen und Runterkommen

Name: Karola Komolka

Geburtsjahr, -ort: 1962 | Dissen

Berufliches Zuhause: Parkleiterin Spreeauenpark

Hobbies: Radfahren, Hund, Enkelkind, Natur & Tiere

Status: Immer Hiergewesene

Karola Komolka sorgt mit ihrem Team hauptamtlich dafür, dass sich Flora und Fauna in einer der aufwändigsten Parkanlagen der Boomtown Cottbus die Waage halten. Im Spreeauenpark flanieren und verweilen jährlich tausende Besucher. In der Saison von Mai bis September bietet der Park nicht nur herrliche Natur und Plätze zum Entspannen, sondern ist auch ein Ort für Veranstaltungen – von Hochzeit bis Tagung, von Geburtstagsfeier bis Festival. Warum insbesondere Cottbuser*innen die ehemalige BUGA-Fläche zwischen Stadion und Tierpark mehr wahrnehmen könnten, welche Anekdoten die lebensfrohe, gelernte Schäferin mit Sinn für Pflanzen und Pirole in den vergangenen 30 Jahren gesammelt hat und welche ihre Lieblingsorte sind, erfahren wir im Gespräch mit der gebürtigen Dissenerin.

Sind Sie als Cottbuser Urgestein der Heimat immer treu geblieben oder hat es Sie schon einmal in die Ferne verschlagen?

Ich habe den Beruf des Schäfers in Prettin erlernt und bin im Anschluss für mein Studium der Tierzucht nach  Wernigerode gegangen. Danach arbeitete ich bis zur Wende bei der Tierzucht am Cottbuser Viehmarkt als Instrukteur für Schafzucht. Heute wissen nur noch wenige, dass damals in sämtlichen Gemeinden um Cottbus herum in kleinen Schafherden Wolle produziert wurde. Die Arbeit hat mir großen Spaß gemacht. Als junge Frau in einer Männerdomäne bin ich mit den Herausforderungen dieses Berufes gewachsen. Nach der Wende wurde die Tierzucht abgewickelt. Ich wollte meine Heimat nicht verlassen und stieß 1993 als ABM-Kraft in die BUGA-Projektgruppe.

Von der Schafzucht zum Gartenbau – wie gut klappte der Übergang? Woran erinnern Sie sich besonders aus der Zeit der Bundesgartenschau?

Das liegt mittlerweile 30 Jahre zurück. Damals gab es einen ganz besonderen Spirit, alle haben an einem Strang gezogen und gut zusammen gearbeitet. In der Zeit habe ich viel gelernt, was mir auch heute noch zugutekommt. Zunächst bin ich mit dem Thema Nachwachsende Rohstoffe am Umweltzentrum betraut gewesen. Wir hatten dort einen Ausstellungsbereich entwickelt, der nach der BUGA allerdings wieder zurückgebaut wurde. Danach bin ich zum Garten- und Landschaftsbau gewechselt und betreue bis heute als „letzter Mohikaner“ den ehemaligen BUGA-Park. Mein heutiges Wissen über Pflanzen und Bäume habe ich von den vielen Gärtnerkollegen, den Landschaftsarchitekten und der damaligen Bauleitung erworben, die an der Entstehung des BUGA-Parks mit beteiligt waren. Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.

Wie groß ist die gesamte Parkfläche, die Sie bis heute betreuen?

Die Bundesgartenschau 1995 wurde auf 55 Hektar präsentiert, eingeschlossen damals der Eliaspark und der Vorpark. Der heutige Spreeauenpark ist ca. 20 Hektar groß. An der Entstehung des Parkareals haben damals über 100 Mitarbeitende der Gartenschaugesellschaft mitgewirkt. Heute pflegen wir den Spreeauenpark noch zu dritt.

Was hat sich in den Jahren nach der BUGA im Spreeauenpark verändert und was ist ursprünglich geblieben?

Wir haben erst kürzlich für den neuen Parkplan in alten Fotos gestöbert. Wirklich Wahnsinn, wie groß vor allem die Bäume geworden sind und wie alles zugewachsen ist. Die Sichtachsen haben sich mit den Jahren deutlich verändert. Unser Rosengarten – es gab hier weit über 6.000 Rosen – ist leider verloren gegangen. Viele Fröste und zahlreiche Rehe im Park haben den Bestand vernichtet. Diesen Ausstellungsbereich haben wir komplett in Eigeninitiative und mit viel privatem Engagement umgestaltet. Der Blauregen an der Pergola ist nun endlich nach 30 Jahren so dicht, dass er eine geschlossene Fläche bildet – wunderschön zur Blütezeit. Die Bepflanzung um den Weiher herum ist dagegen fast noch originalgetreu.

Was sind Ihre persönlichen Highlights aus 30 Jahren Spreeauenpark?

Ach, wir haben wirklich viel erlebt, von stupsenden Nutriababys im Staudenbeet, über Karpfenkultivierung gegen Algen im Weiher bis zur aufregenden Befreiung eines wild schreienden, eingeklemmten Rehs an der Eingangstür. Am tollsten sind und waren aber die vielen Menschen, die mich auf meinem Weg zur Parkleiterin begleitet haben und von denen ich viel Unterstützung und auch Anerkennung erfahren habe.

Welche Freizeitmöglichkeiten haben Besuchende im Spreeauenpark?

Außer Grillen darf man bei uns alles! Zum Picknicken, Feiern, Flanieren oder Entspannen laden die zahlreichen Sitz- und Liegegelegenheiten ein. Von Vorteil ist, dass es auch im Hochsommer Schatten und kühle Bereiche gibt. Viele lieben es, barfuß über die Wiesen zu gehen, daher halte ich diese besonders sauber. Nach meiner Wahrnehmung nutzen viel zu wenige Cottbuser das tolle Angebot vor der Haustür. Das liegt vermutlich auch daran, dass es überall in der Stadt weitere herrliche Grünflächen gibt.

Zu welcher Jahreszeit mögen Sie den Park am liebsten?

Im Frühling, wenn alles grünt und auch die Bäume blühen. Da freue ich mich wirklich über jede neue Blüte oder ärgere mich über den Frost, so wie in diesem Jahr. Im Winter finde ich allerdings interessant, wie sich die Sichtachsen verändern.

Und womit kann Ihr Park besonders glänzen?

Wir haben einen vielfältigen Baumbestand und einen einzigartigen Tertiärwald. Bei uns kann man Arten entdecken, die nicht überall zu finden sind. Selbst Fachleute sind gern im Park und erfreuen sich an der Vielfalt.   Mitarbeitende des Branitzer Parks kommen in Abstimmung, um Samen für ihr Zukunftsprojekt Baumuniversität zu sammeln und besonders resistente Arten zu finden.

Der Spreeauenpark ist also das ganze Jahr über einen Besuch wert und hat damit großes Potenzial zum Lieblingsort. Was sollten neue Cottbuser*innen außerdem nicht verpassen?

Wir bieten unseren Gästen gepflegte Rasenflächen, die bespielt und betreten werden dürfen und es gibt einen Spielplatz für kleine und große Besucher. Wer keinen Garten hat wird sich bei uns wohl fühlen. Sollte man Gäste erwarten, die einen Wohnwagen besitzen, können diese auf unserem Wohnmobilstellplatz in einer besonderen Umgebung nächtigen.

Was haben Sie für Lieblingsorte in Cottbus?

Neben dem Spreeauenpark bin ich auch gern im Branitzer Park. Vor allem das Schloss hat es mir schon als Kind angetan. Am Standort des heutigen Besucherzentrums war früher mal eine LPG, dort habe ich schon den Stall ausgemistet. Mit ein bisschen Fantasie kann man sich noch heute vorstellen, wie Pückler seinerzeit durch den Park wandelte.

Wir bedanken uns für das Gespräch. Das Interview führte Solveig Schaal.

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