Über die großen und kleinen Geschichten der Stadt Cottbus

Name: Robert Büschel

Geburtsjahr, -ort: 1988 | Altdöbern

Berufliches Zuhause: Leiter der Städtischen Sammlungen bei der Stadtverwaltung Cottbus

Hobbies: Rettungsschwimmen & Vizevorsitz bei der DLRG Cottbus, Joggen

Status: Rückkehrer

Nicht weniger als ein Generationenwechsel vollzieht sich derzeit in den Städtischen Sammlungen Cottbus. Den Erfahrungsschatz der Ruheständler dürfen frische Ideen und Gestaltungswille ergänzen. Seit Januar 2024 leitet Robert Büschel das Triplet aus Stadtmuseum, Stadtarchiv und Wendischem Museum / Serbski muzej. Der studierte Lehrer kam nie richtig los von seiner heimatlichen Boomtown Cottbus und verantwortet seit einem halben Jahr das „Gedächtnis“ der Stadt. Wie er die Herausforderungen des altersbedingten Personalwechsels in seinem 12-köpfigen Team sowie die Ansprüche an ein zeitgemäßes Museum meistern möchte, erfahren wir im Interview mit dem 35-Jährigen. Der in Altdöbern zur Welt gekommene Zwilling hat eine lange Ideenliste für die Zukunft der Städtischen Sammlungen und lädt Interessierte aller Generationen zu vielfältiger Partizipation ein. Was das Arbeiten in seinem Team ausmacht, wo er aktuell Verstärkung sucht und welcher Ort in Cottbus seine Augen zum Strahlen bringt, verrät er uns auf einer kleinen Entdeckungsreise durch sein berufliches Zuhause.

Herr Büschel, warum und wie lange waren Sie bisher von Cottbus getrennt?

Ich bin in Cottbus aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe hier mein Abitur gemacht. Für mein Lehramt-Studium ging ich nach Potsdam, dort bin ich allerdings nie richtig angekommen. Schon immer war ich durch Sport und Familie fest in Cottbus verankert und so blieb stets ein Fuß in der Tür. Da auch meine Frau Cottbuser Wurzeln hat, zog es uns recht bald zurück in die Heimat, spätestens mit der Familiengründung goldrichtig.

Sie haben dann statt der Lehrer-Laufbahn die Arbeit im Museum bevorzugt – wie kam es dazu?

Bereits während meines Studiums absolvierte ich ein Praktikum im Cottbuser Stadtmuseum. Weil die Städtischen Sammlungen auch damals schon viele Ideen und wenige Köpfe zählten, konnte ich als Student bereits Projekte begleiten und mitgestalten. Das fand ich so spannend, dass ich mich 2015 für eine Stelle bewarb und ab Dezember dann fest zum Team gehörte. Damals stieg ich als Museumspädagoge ein, seit 1.1.2024 leite ich die Sammlungen und „beerbte“ Steffen Krestin nach rund 30 Jahren - ein Mann mit Hut und Fliege, dessen Fußstapfen groß sind…

Vom Praktikanten zum Chef in gut zehn Jahren, das klingt nach viel Engagement und Herzblut. Was macht die Arbeit im Museum für Sie so besonders?

Zum einen ist es der familiäre Rahmen: wir sind ein kleines, kompaktes Team, das sich wie eine zweite Familie anfühlt. Thematisch ist es zudem faszinierend für mich, die großen Geschichten im über Jahrhunderte nicht ganz so großen Cottbus zu erzählen, zu erhalten und zu vermitteln. Der regionale Bezug in zwei Museen und das umfangreiche Stadtarchiv sind wunderbare Orte, die viel Kreativität und Engagement zulassen.

Betrifft der Generationenwechsel neben der Leitung auch andere Bereiche der Museen und des Stadtarchivs?

In der Tat verzeichnen wir aktuell einige altersbedingte Personalabgänge. Wir konnten bzw. können insgesamt drei Stellen ausschreiben. Die neue Kustodenstelle konnte erfreulicherweise bereits besetzt werden. Aktuell suchen wir eine*n Sammlungsmanager*in, bald folgt dann ein*e Mitarbeiter*in für das Stadtarchiv.

Es heißt, neue Besen kehren gut. Was bedeutet neues Personal für die Museumsangebote und am Ende für Ihre Gäste?

Wir beschäftigen uns mit der Strategie und künftigen Ausrichtung der Museen. Bisheriges steht auf dem Prüfstand und erforderliche Veränderungen wollen wir herbeiführen. Was uns wichtig bleibt: die Vernetzung mit lokalen Akteuren lief bisher sehr gut, von Umwelt- bis hin zur politischen Bildung. Die bestehenden Kooperationen wollen wir pflegen und weiter ausprägen. Große Potenziale sehe ich bei der Verknüpfung mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg: wir hatten kürzlich erst eine schöne Zusammenarbeit mit einem Studenten im Rahmen einer sehr individuellen Ausstellung. Eine Herausforderung wird sein, die treuen Museumsbesucher zu erreichen, aber auch die junge Generation anzusprechen. Da bin ich zuversichtlich, denn einen fruchtbaren Austausch über Generationen hinweg erleben wir regelmäßig im Team. Ich finde es ganz wunderbar, dass wir Fragestellungen und Interessen von Menschen jeden Alters aufgreifen. Große Potenziale sehe ich noch in der Barrierefreiheit sowie in der Entwicklung aktivierender Elemente für die Ausstellungen des Stadtmuseums. Alle drei Häuser, die den Städtischen Sammlungen angehören, durchlaufen diesen Generationswechsel und werden durch die neuen Kolleg*innen auch neue Impulse erfahren.

Bieten Sie Beteiligungsformate für Bürger*innen oder sollen diese entstehen?

Wir sind bereits im regen Austausch, beispielsweise mit dem Historischen Heimatverein Cottbus. Es ist unbedingt unser Wunsch noch mehr Partizipation zu ermöglichen bzw. entstehen zu lassen! Das Thema braucht aber auch Struktur, ein Konzept und eine klare Zielgruppenansprache. Cottbuser Vereine und Verbände spielen dabei eine wichtige Rolle und holen auch Ausstellungen oder Themenschwerpunkte ins Haus. Zudem wollen wir Menschen anregen, uns Ihr Wissen kund zu tun und zu teilen.

Was macht Ihre Museen einzigartig?

Das Wendische Museum ist eine Kulturperle und mehr oder weniger einzigartig für unsere Region sowie die niedersorbisch-wendische Kultur. Auch Außenstehende können sich über Geschichten und die Objektauswahl damit vertraut machen. Seit vielen Jahren ist das Museum Dreh- und Angelpunkt der sorbischen Community unserer Region. Den Kern des Stadtmuseums wollen wir weiter schärfen. Cottbus ist ein Ort des Wandels, nicht erst mit dem Kohleausstieg. Dies nachzuzeichnen und schwarze Flecken in der Stadtgeschichte aufzuarbeiten, machen wir uns zur Aufgabe. Wir sind bereits jetzt ein starker außerschulischer Partner. Im Bildungsauftrag sehe ich auch perspektivisch einen wichtigen Schwerpunkt. Nicht zuletzt lassen sich im Stadtarchiv Schätze und Wissen bergen. Unglaublich, welches Pfund das auch für die hiesigen Student*innen sein kann.

Verraten Sie uns abschließend bitte – neben den Museen – Ihren Lieblingsort in Cottbus?

Als Rettungsschwimmer liebe ich alles, was mit Wasser zu tun hat. Ganz besonders hat es mir der Cottbuser Ostsee angetan. Ich erlebe die aktuell stattfindende Flutung des Gewässers der Superlative als historischen Moment! Bei vielen Menschen löst das Thema regelrecht Begeisterungsstürme aus. Um den Cottbuser Ostsee herum entstand ein unglaubliches ehrenamtliches Engagement, das zum festen Teil der Cottbuser Vereinslandschaft geworden ist. Wir als DLRG Cottbus sind beispielsweise seit vielen Jahren mit der Stadtverwaltung Cottbus zum Thema „Bade- und Gewässersicherheit“ im Austausch. Der Cottbuser Ostsee mit seiner enormen Fläche und freien Landschaft ist ein echter Sehnsuchtsort für mich. Ich freue mich schon, dort bald noch mehr am, im und auf dem Wasser zu sein.

Wir bedanken uns für das Gespräch. Das Interview führte Solveig Schaal.

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Wenn auch du in einem familiären Team Cottbuser Historie mitgestalten willst, bewirb dich als Sammlungsmanager*in oder Mitarbeiter*in im Stadtarchiv: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Als Sammlungsmanager*in bist du für ungefähr 150.000 kulturhistorische Objekte mitverantwortlich.

Diese und weitere spannende Stellen findest du in unserem morgigen Verwaltungs-Jobticker!

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