Die Boomtown wird in naher Zukunft zwei Universitäten statt wie bisher einer haben. Mitte 2024 soll die medizinische Universität, ein Bestandteil des Innovationszentrums Universitätsmedizin Cottbus (IUC) gegründet werden. Geht alles nach Plan, dann fangen 2026 die ersten Studierenden an. Bis zum Start des IUC ist Dr. Jana Kube das Gesicht nach außen für das Projekt. Sie leitet das neue Regionalbüro, ist gebürtige Cottbuserin, gleichzeitig Rückkehrerin – und vor allem eine Expertin für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Nach Studienjahren und ihrer Promovierung im In- und Ausland stand ihr die wissenschaftliche Welt offen. Wir fragten nach, was sie von der Boomtown überzeugte und entdeckten bei ihr genau das Feuer, das immer mehr Menschen zum Zuzug oder zur Rückkehr nach Cottbus bewegt.
Während ihrer Lehrjahre gelangten Sie an Unis in Dresden und Dänemark und promovierten am Max-Planck-Institut, die wissenschaftliche Welt muss Ihnen zu Füßen gelegen haben. Warum fiel die Wahl für Ihren weiteren Lebensweg auf Cottbus?
Das waren vorwiegend familiäre Gründe. Ich bin in Cottbus aufgewachsen, meine Eltern leben hier und auch mein Mann kommt aus Cottbus. Der Weg „zurück“ lag also irgendwie nahe. Auch wenn ich mir das, ehrlich gesagt, nach dem Abitur niemals hätte vorstellen können. Aber in Cottbus hat sich so viel getan. Ich nehme die Stadt inzwischen ganz anders war: Offen, lebendig und sehr familienfreundlich. Außerdem gibt es inzwischen, auch bedingt durch den Strukturwandel, wirklich tolle Möglichkeiten, sich beruflich zu entwickeln. Cottbus ist für uns sehr lebenswert!
Was stand innerhalb der ersten Wochen Ihrer neuen Tätigkeit alles an?
Als ich in den neuen Job eingestiegen war, hatte für das „Team Unimedizin“ im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, zu dem ich gehöre, gerade die heiße Phase der Erarbeitung des Selbstberichts an den Wissenschaftsrat begonnen. Der Wissenschaftsrat berät Bund und Länder zum Beispiel in Fragen der Hochschulentwicklung und prüft das Konzept zur Unimedizin in Cottbus. Das war eine aufregende Zeit, in der viele Fäden zusammengeführt wurden. Die Kolleginnen und Kollegen in Potsdam und viele Expertinnen und Experten haben viel Herzblut in das Konzept hineingesteckt und ich durfte sie in den ersten Wochen meiner Tätigkeit dabei unterstützen.
Außerdem stand natürlich auch die Büroeröffnung in Cottbus auf dem Plan. Damit ist das Projektteam für das IUC nun in Cottbus vertreten und wird die Vorbereitung für den Aufbau der Universitätsmedizin und der Modellregion Gesundheit Lausitz vor Ort begleiten. Die Lausitzer haben so die Möglichkeit, das Ministerium auf kurzem Weg zu kontaktieren und sich mit ihrem Anliegen direkt an uns zu wenden.
Welches konkrete, innovative Projekt oder Vorhaben vom Carl-Thiem-Klinikum (CTK) finden Sie aus Doktorandinnen-Sicht am spannendsten?
Das ist eine schwierige Frage! Am CTK gibt es so viele spannende Projekte und es kommen ja pausenlos neue dazu. Die Verantwortlichen im CTK können dazu viel mehr sagen!
Mit der Brille der Neurowissenschaftlerin interessiert mich ganz persönlich zum Beispiel die Multiple Sklerose Forschung der Klinik für Neurologie. Aus Sicht der Unimedizin sind sicherlich die Beteiligung des CTK an der Medizininformatikinitiative des Bundes und der geplante Aufbau der Modellregion Gesundheit Lausitz, der durch das Ministerium koordiniert wird, besonders spannend. Beide zahlen darauf ein, Routinedaten aus der Krankenversorgung schnell und verlässlich für die Forschung verfügbar zu machen.
Für zukünftige Doktorandinnen und Doktoranden (und alle anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) sind damit großartige Möglichkeiten verbunden, denn sie können so für verschiedenste Forschungsfragen auf einen fundierten Datenschatz zugreifen!
Wie bemerken Sie die Auswirkungen der Strukturentwicklung ganz konkret – die Arbeit am IUC einmal ausgeklammert?
Am eindrücklichsten finde ich die Aufbruchsstimmung, die man in Cottbus und der Region überall wahrnimmt. Neben den Großprojekten wie dem IUC und dem Neuen Werk Cottbus der DB gibt es unzählige weitere tolle Ideen, wie man den Strukturwandel der Region erfolgreich gestalten und die Lausitz noch attraktiver machen kann. Es besteht ein Klima des „Ärmel-Hochkrempelns“ und eine gewisse Vorfreude auf das, was in den nächsten Jahren in Cottbus entstehen wird.
Übrigens: Wenn ich ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Regionen davon erzähle, was hier in der Lausitz alles passiert, sind sie davon immer sehr beeindruckt!
Wie hinterlassen Sie sonst Ihre Spuren in der Region – abgesehen von Ihrer Tätigkeit im IUC-Büro?
Wenn ich nicht im IUC-Büro arbeite, verbringe ich meine Zeit mit meinen drei Kindern und zeige Ihnen, wie schön unsere Heimat ist. Wir sind zum Beispiel auf den zahlreichen Fahrradwegen unterwegs oder erkunden den Branitzer Park. Es gibt viel zu entdecken in der Lausitz.
Wir bedanken uns für das Gespräch.Das Interview führte Jonas Köhler.
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➡ Alle Infos zum Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (IUC): https://mwfk.brandenburg.de/mwfk/de/wissenschaft/innovationszentrum-universitaetsmedizin-cottbus/
➡ Aktuelle Stellenanzeigen für den Aufbau des IUC: www.zukunft-im-blut.de